Auf den Schweregrad kommt es an
Die heutigen Behandlungsmöglichkeiten der Psoriasis (Schuppenflechte) sind beinahe so vielfältig wie die Erscheinungsformen der Psoriasis selbst. Allerdings hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass insbesondere bei den mittelschweren bis schweren Formen der Psoriasis ein therapeutischer Bedarf besteht, der bislang nicht vollständig gedeckt ist. Das hat dazu geführt, dass die Psoriasis-Forschung nie stillstand und innovative Therapiewege heute Hoffnung geben, die Symptome besser lindern zu können (zum Beispiel PDE4-Hemmer und Biologika).
Mit Innovation zum Therapieerfolg
Die Behandlung Ihrer Psoriasis richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Leichte Formen werden in der Regel mittels topischer (äußerlicher) Therapien behandelt. Dazu zählen: wirkstoffhaltige Salben, Cremes, Lotions, Gels oder Schäume. Zeigt diese Therapie nicht den gewünschten Behandlungserfolg, kann zusätzlich unterstützend oder auch als Einzeltherapie eine Behandlung mit ultraviolettem Licht (Phototherapie) in Betracht gezogen werden.
Die Einstufung des Schweregrades macht Ihr Dermatologe mithilfe sogenannter Scores (BSA, PASI, DLQI). Erfahren Sie mehr über die Einstufung des Schweregrades.


Basis- und
Begleittherapie


Psychosoziale
Therapie


Topische Therapie
(äußerlich)


Licht-, Bäder- und Klimatherapie


Systemische Therapie
(innerlich)

Basis- und Begleittherapie1,2
Unter Basis- oder Begleittherapie versteht man pflegende und rückfettende Produkte, die keinerlei medizinische Wirkstoffe oder Zusatzstoffe beinhalten. Es gibt unterschiedliche Darreichungsformen, wie z. B.: Cremes, Gels, Lotionen, Schäume, Shampoos.
Zusätzlich können diese Produkte mit 3 bis 10 % Harnstoff (Urea) oder 3 bis 10 % Salicylsäure angereichert werden, um beim Lösen von festsitzenden Schuppen zu unterstützen (Keratolyse).

Psychosoziale Therapie1-3
Die Symptome der Psoriasis gehen nicht nur mit einem großen körperlichen, sondern auch mit einem psychischen Leidensdruck einher. Gerade Patienten mit mittelschweren bis schweren Krankheitsformen können Ängste, starken psychischen Stress und sogar Depressionen entwickeln. Vor allem, wenn sichtbare Hautareale betroffen sind (z. B. Kopfhaut, Gesicht oder Hände/Nägel), können die Auswirkungen auf das Verhalten des Betroffenen im sozialen Umfeld besonders groß sein.

Topische (äußerliche) Therapie1,2
Die äußerliche, auch topisch genannte Therapie ist für viele Patienten gerade mit leichter Ausprägung der Psoriasis der erste Schritt. Mittels wirkstoffhaltiger Salben, Cremes, Lotions, Gels oder Schäumen setzt die Therapie direkt an den betroffenen Hautstellen an. Für die leichte Form der Psoriasis ist sie die Standardtherapie. Bei mittelschweren und schweren Formen kann die topische Therapie zudem unterstützend eingesetzt werden.
Im Folgenden haben Sie die Möglichkeit, sich einen Überblick über die verschiedenen Wirkstoffe zu verschaffen. Welche wirkstoffhaltigen Salben oder Cremes für Sie geeignet sind, richtet sich individuell nach Ihrem Hautzustand. Ihr behandelnder Arzt ist dafür der richtige Ansprechpartner.
Kortisonpräparate (Kortikoide)
Kortisonpräparate hemmen lokal die Immunreaktion, verringern damit die Entzündung und wirken der übermäßigen Zellvermehrung der Oberhaut entgegen. Sie können als Salben, Cremes, Lösungen, Schaum, Sprays und Shampoos angewendet werden. Aufgrund ihrer unerwünschten Wirkungen wie Atrophie (Dünnwerden) der Haut sollten sie nur zeitlich begrenzt verwendet werden.
Vitamin-D3-Abkömmlinge
Als Vitamin-D3-Abkömmlinge werden Vitamin-D3-ähnliche Wirkstoffe wie etwa Calcitriol, Calcipotriol und Tacalcitol bezeichnet. Diese werden als Cremes, Salben, Emulsionen, Lösungen oder Schaum auf betroffene Hautstellen aufgetragen. Vitamin-D3-Abkömmlinge wirken wachstums- und entzündungshemmend auf Hautzellen. Da der Wirkstoff bei großflächiger Anwendung in die Blutbahn aufgenommen werden kann, sollten nicht mehr als 20 bis 35 % der Hautfläche behandelt werden. Eine abwechselnde Behandlung verschiedener Areale ist zu empfehlen.
Dithranol
Dithranol unterdrückt die übermäßige Vermehrung von Hautzellen und die Entzündungsreaktion der Haut. Während der Behandlung kann es zu einer starken Reizung der Haut kommen. Daher wird i. d. R. die Konzentration des Wirkstoffs während der Behandlung langsam gesteigert. Heute ist Dithranol weitestgehend von anderen Wirkstoffen abgelöst worden und findet nur noch im stationären Alltag Einsatz.
Steinkohleteer
Steinkohleteer wird in Form von Salben, Lotionen, Shampoos und Badezusätzen verwendet. Es kann entzündungshemmend wirken, Juckreiz lindern, übermäßige Schuppen lösen und die übermäßige Zellteilung der Haut vermindern. Der genaue Wirkmechanismus des Steinkohlenteers ist unbekannt. Das Destillationsprodukt aus Kohle enthält hunderte Inhaltsstoffe, darunter Benzole, Naphthalin und Phenole, also Stoffe, die im Verdacht stehen, möglicherweise krebserregend zu sein. Sowohl der Geruch als auch die Verfärbungen der Haut und Kleidung wird meist als unangenehm empfunden.
Tazaroten
Tazaroten ist ein Vitamin A-Säure-Präparat, das als Gel angewendet wird. Es wirkt hemmend auf die Vermehrung von Hautzellen und vermindert Entzündungen. Tazaroten stellt heute eine selten angewandte Form der Therapie dar und ist mittlerweile in Deutschland nicht mehr erhältlich.
Bitte halten Sie sich an die mit Ihrem behandelnden Arzt besprochene Art und Dauer der Anwendung. Sobald Sie unerwünschte Wirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Licht-, Bäder- und Klimatherapie1,2
Die Bestrahlung einzelner betroffener Hautareale mit ultraviolettem Licht (UV-A und UV-B) triggert verschiedene biologische Effekte in den Hautschichten. So kann die Behandlung mit UV-Licht Ihrer Haut helfen, Entzündungen und Schuppenbildung zu reduzieren.
Unterschieden werden z. B.:
- die Schmalspektrum-UV-B-Lichttherapie
- die Psoralen-UV-A-Therapie (PUVA)
Das Medikament Psoralen (als Creme, Badezusatz oder als Tablette) verstärkt die Strahlenwirkung, da es die Haut lichtempfindlicher macht. Die höhere Lichtempfindlichkeit führt dazu, dass die Bestrahlung der Haut bei einer geringeren UV-Belastung genauso wirksam ist. Denn durch die UV-Bestrahlung können auch unerwünschte Wirkungen wie Hautreizung oder Sonnenbrand auftreten und das Risiko für Hautkrebs wird erhöht. Die Kombination aus Licht- und Bädertherapie, die sogenannte Balneophototherapie, könnte Ihnen ebenfalls eine Linderung verschaffen. Hier folgt die UV-Bestrahlung auf eine vorherige Solebad-(Balneo)-Therapie.
Eine Klimatherapie vereint ein sonnenreiches Klima mit der Möglichkeit, in mineralhaltigem Wasser zu baden (z. B. am Toten Meer). Auch Kuraufenthalte an der Nordsee und in den Alpen können positive Auswirkungen auf entzündete Hautareale haben, Ihr Wohlbefinden fördern und somit Ihre Psyche stärken.

Systemische (innerliche) Therapie1,2,4
Mit der systemischen Therapie lassen sich mittelschwere und schwere Formen der Psoriasis behandeln, wenn die äußerliche (topische) Behandlung nicht den gewünschten Therapieerfolg gebracht hat. Zudem kann Ihr behandelnder Arzt den Schweregrad der Erkrankung bei besonderer Beeinträchtigung der Lebensqualität höherstufen.
Es wird in der systemischen Therapie unterschieden zwischen:
Konventionelle Systemtherapien
Fumarsäureester
- wirken entzündungshemmend
- werden in Tablettenform eingenommen
- wirken immunmodulierend
- bei mittelschweren bis schweren Formen der Plaque Psoriasis
Fumarsäureester können zu einer langfristigen Kontrolle der Symptome und sogar zu einer Erscheinungsfreiheit führen. Fumarsäureester sollten bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und der Nieren nicht eingenommen werden. Während der Therapie kann es zu Magen-Darm-Beschwerden, plötzlich auftretenden Rötungen der Haut und Veränderungen im Blutbild kommen. Die Dosis muss individuell angepasst werden und wird im Therapieverlauf langsam gesteigert, bis sich die Symptome bessern. Bei vielen Patienten kann die Therapie zu einer weitgehenden Erscheinungsfreiheit führen.
Methotrexat (MTX)
- wirkt entzündungshemmend
- in Tablettenform, Fertigspritze oder Fertigpen
- wirkt immunsuppressiv
- bei schweren Formen der Psoriasis
MTX unterdrückt die überschießende Immunreaktion bei Psoriasis und es kann zu einer Erscheinungsfreiheit kommen. Bitte halten Sie sich an die mit Ihrem behandelnden Arzt besprochene Art und Dauer der Anwendung. Durch die Behandlung kann es zu Leberschäden, Lungenentzündung, Zerstörung von Knochenmark und Schäden an den Nieren kommen. Patienten sollten während einer Methotrexat-Behandlung Alkohol eher meiden.
Ciclosporin
- hemmt die Entwicklung zellvermittelter Reaktionen
- als Kapsel, Trinklösung oder Infusionskonzentrat einzunehmen
- wirkt immunsuppressiv
- bei schweren Formen der Psoriasis
Der Wirkstoff Ciclosporin wird aus einem Pilz gewonnen und die Dosis sollte langsam gesteigert werden. Mit der Therapie wird bei den meisten Patienten eine Erscheinungsfreiheit erzielt. Als Nebenwirkungen können Störungen der Funktion der Nieren und der Leber, ein Anstieg des Blutdrucks und Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Bei Einnahme anderer Medikamente können Wechselwirkungen auftreten. Wegen eines potenziellen Risikos für Hautkrebs sollten Patienten übermäßige Sonneneinstrahlung ohne entsprechenden Schutz vermeiden und auch keine gleichzeitige UVB-Bestrahlung oder PUVA-Photochemotherapie erhalten.
Retinoide
- vermindern das übermäßige Wachstum von Hautzellen
- werden als Kapseln eingenommen
- bewirken eine Normalisierung der Proliferations-, Differenzierungs- und Verhornungsvorgänge der Epidermis (Oberhaut)
- bei mittelschweren bis schweren Formen der Psoriasis
Retinoide sind Abkömmlinge des Vitamins A (Wirkstoff: Acitretin) und finden seit langer Zeit Anwendung in der Therapie der Psoriasis. Sie vermindern das übermäßige Wachstum von Hautzellen, indem sie in die Zellteilung und den Verhornungsprozess der Haut eingreifen. Jedoch erreicht nur ein kleinerer Teil der Patienten eine weitgehende Erscheinungsfreiheit. Oft wird die Therapie mit einer UV-Therapie kombiniert, da die alleinige Therapie mit Retinoiden nicht ausreichend wirksam ist. Während der Behandlung können trockene Lippen, trockene Haut, Nasenbluten und vorübergehender Haarausfall auftreten. Bei Frauen mit Kinderwunsch ist zu beachten, dass Retinoide das ungeborene Kind schädigen. Dies kann noch bis zu 3 Jahre nach Absetzen der Therapie der Fall sein.
Zielgerichtete Systemtherapien
PDE4-Hemmer
Apremilast
- wird als Tablette eingenommen
- wirkt immunmodulierend
- bei mittelschwerer bis schwerer Plaque Psoriasis nach einer konventionellen systemischen Vortherapie oder einer Kontraindikation gegen diese bei Psoriasis-Arthritis nach einem konventionellen DMARD (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs)
Der selektive PDE4-Hemmer Apremilast ist der bisher einzige Wirkstoff dieser Klasse. Aufgrund des Wirkmechanismus kann Apremilast sowohl Entzündungsprozesse reduzieren als auch entzündungshemmende Prozesse fördern, er wirkt somit immunmodulierend. PDE4 ist ein Enzym, das an der Regulierung von Entzündungsreaktionen beteiligt ist und spielt daher im Entzündungsprozess der Psoriasis eine wichtige Rolle. Der Wirkstoff wird zweimal täglich als Tablette eingenommen. Zu Beginn der Therapie kann es zu MagenDarm-Beschwerden kommen, die sich in der Regel zurückbilden.
Biologika
TNFα-Inhibitoren und Interleukin-Inhibitoren
Biologika
- wirken immunsuppressiv
- werden mittels Spritze oder Pen unter die Haut oder als Infusion verabreicht
- bei mittelschwerer bis schwerer Plaque Psoriasis und/oder Psoriasis-Arthritis (produktabhängig)
Biologika sind biotechnologisch hergestellte Wirkstoffe. Sie beeinflussen Moleküle der körpereigenen Immunabwehr, die eine Rolle bei der Entstehung von Psoriasis spielen. Sie wirken dabei immunsuppressiv, d. h. sie dämpfen das Immunsystem spezifisch. Entweder sie greifen direkt in Entzündungsprozesse ein, hemmen Entzündungsbotenstoffe oder blockieren bestimmte Rezeptoren auf Immunzellen.
Bei schweren Herzerkrankungen (Herzinsuffizienz) sollten keine Biologika vom Typ der TNFα-Inhibitoren verwendet werden und unter der Therapie mit TNFα-Inhibitoren können schwere Infektionen auftreten. Eine Besonderheit spezieller Interleukininhibitoren (Interleukin-17) ist das gehäufte Auftreten von Hefepilzinfektionen im Mund- bzw. Rachenraum und seltener auch im Genitalbereich oder in den Körperfalten.
Da Magensäure die Wirkstoffe direkt zerstören würde, können Biologika nicht oral eingenommen werden. Die Präparate werden immer entweder unter die Haut gespritzt oder als Infusion gegeben. Dadurch können als Nebenwirkungen lokale Einstichreaktionen auftreten.
Bitte halten Sie sich an die mit Ihrem behandelnden Arzt besprochene Art und Dauer der Anwendung.
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FindenReferenzen:
1 Augustin M et al., Patientenleitlinie zur Behandlung der Psoriasis der Haut, 4. Auflage, Deutscher Psoriasis Bund e.V. Hamburg 2018 2 S3 Leitlinien zur Therapie der Psoriasis vulgaris. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-001l_S3_Therapie_Psoriasis-vulgaris_2017-12.pdf Aufgerufen am 29.06.2020 3 Globaler Bericht zur Schuppenflechte durch die WHO, 2016, deutsche Ausgabe bei PsoNet e. V. 4 Kiedrowski v R et al., Empfehlungen für die ambulante Versorgung von Psoriasis vulgaris, Aktualisierter praxisnaher Behandlungspfad https://www.onkoderm.de/wp-content/uploads/sites/109/2019/09/onkoderm_Behandlungspfad_Psoriasis_2019_E3.pdf Aufgerufen am 29.06.2020